Hilfsgruppe Eifel – Förderverein für krebskranke Kinder

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Karwan Mohammed aus Euskirchen und die Hilfsgruppe Eifel haben in yechs Jahren 110 Tonnen Hilfsgüter in den Nordirak gebracht – Per Flugzeug zwei Herzklappen für schwer kranke Kinder im Spezialkoffer nach Erbil geschafft – Einladung vom Gesundheitsminister Dr. Rekawt Hamarashid (Bild oben) – Unterstützung für 1300 Kinder in den Flüchtlingslagern  von Erbil und Mossul -Ganzen  Sattelschlepper mit 57.000 Flaschen Trinkwasser geordert

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Im riesigen Lager in Mossul warten nach dem Terror des islamischen Staates tausende von Flüchtlingen auf Hilfe.

Kall/Erbil –  Es ist mir eine Ehre, ein Teil der Hilfsgruppe Eifel zu sein“, sagt Karwan Mohammed aus Euskirchen, der sich seit nunmehr elf Jahren in der Kaller Krebshilfe engagiert. In den letzten sechs Jahren hat der aus dem Nordirak stammende Geschäftsführer einer Friseursalon-Kette zehn Hilfstransporte in die Flüchtlingslager der kurdische Region Erbil organisiert. Mehrere dieser Transporte hat er mit Mitgliedern der Hilfsgruppe persönlich begleitet.

„Wären alle Menschen wie wir, gäbe es keine Kriege“: Karwan Mohammed, hier in seinem Friseursalon in Kall, dokumentiert alle Hilfstransporte und weiß genau, wo welche gespendeten Güter aus der Eifel abgeliefert worden sind.

„Wären alle Menschen wie wir, gäbe es keine Kriege”, ist eine Aussage, die man immer wieder von Karwan Mohammed hört der unter anderem auch den Friseursalon am Rewe-Center in Kall betreibt, und der in der Stadt Euskirchen sachkundiger Bürger im Ausschuss für Generationen und Soziales ist. In seiner kurdischen Heimat seien seit 2011 die Lager in der autonomen Zone um Erbil, Mossul, Dohuk und Sulaimaniya von Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Syrien und dem Irak, die vor dem Terror des islamischen Staates geflüchtet seien, seit Jahren hoffnungslos überfüllt.

Während in den Krankenhäusern und Pflegeheimen in der Region Erbil medizinische Einrichtungen und Möbel gefragt sind, geht es in den Flüchtlingslagern, wie hier in Erbil, mehr um die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln.

Dort herrschten unhaltbare Zustände, die die Hilfe anderer Menschen erfordere. In einer Stadt mit 32.000 Einwohnern lebten 25.000 Flüchtlinge in Lagern. In der Region seien schlecht ausgestattete Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime völlig überlastet, berichtet Mohammed. In den Krankenhäusern fehle es am Nötigsten.

„Gott hat uns geholfen, jetzt helfen wir anderen“, ist das Credo von Karwan Mohammed, der 2011 seinen ersten Friseursalon in Euskirchen hatte und die Hilfsgruppe Eifel um Hilfe für seine Familie bat. Bei seinem im Nordirak lebenden Bruder war damals ein Tumor im Gehirn festgestellt worden, der in einer Düsseldorfer Spezialklinik behandelt werden sollte.

Um die Hilfstransporte zu koordinieren, waren jüngst auch zwei Vertreter (links) der kurdischen Hilfsorganisation „Barzani Charity Foundation“ (BCF) in Roggendorf bei der Hilfsgruppe zu Gast.

Die Hilfsgruppe kümmerte sich darum, dass Karwans Bruder nach Deutschland geholt werden konnte. Zudem – und das war eine Voraussetzung für die Einreise und die Therapierung – sicherte der Kaller Verein die Finanzierung der Tumor-Behandlung in Düsseldorf ab. Die Operation und die Nachsorge bei Karwans Bruder, der danach in Deutschland bleiben durfte und eine Ausbildung als Friseur abgeschlossen hat, verliefen erfolgreich. Inzwischen hat der junge Mann mit seiner Lebensgefährtin in Schleiden einen eigenen Salon eröffnet.

Karwan selbst hat neben den Salons in Euskirchen und Kall weitere zwei in Mechernich und Zülpich eröffnet. Bei all seinem Glück hat der sozial engagierte Geschäftsführer seine Landleute, denen es im Nordirak nicht so gut geht, nicht vergessen. Vor allem nicht die Zigtausende Flüchtlinge. Um denen zu helfen, hat Mohammed, einer von zehn Kindern der Familie, in den letzten Jahren viel Zeit und noch mehr Geld investiert, denn er kennt die Not vor Ort bestens. Regelmäßig besucht er dort seine kranke Mutter und seinen fast 80-jähriger Vater.

Auf dem Gelände der Firma Schilles stehen Übersee-Container parat. In der die eingesammelten Hilfsgüter bis zum Abtransport in den Nordirak deponiert werden.

Neben der Hilfsgruppe Eifel findet Mohammed für seine Hilfe in der Region Erbil weitere große Unterstützung von den Brüdern Hubert und Peter Schilles in Floisdorf. Sie haben auf ihrem Firmengelände einige ihrer Übersee-Container zur Verfügung gestellt, in denen die Hilfsgüter gesammelt werden, bevor diese mit Unterstützung der Hilfsgruppe Eifel in die Region Erbil transportiert werden.

Nach einem erneuten 15-Tonnen-Hilfstransport im Jahr 2019 bedankt sich Gesundheitsminister Dr. Rekawt Hamarashid persönlich bei Klemens Hellenthal (Mitte) und Karwan Mohammed von der Hilfsgruppe Eifel.

Die Hilfe vor Ort sei auch geeignet, damit die Flüchtlinge nicht weiter in Richtung Europa reisen, weiß Karwan Mohammed. Es gebe viele Möglichkeiten der Hilfe vor Ort, wenn man die Hilfsgüter wie Lebensmittel dort im Lande kaufe, weil sie dort billiger seien. So sei er zweimal mit Thomas Tampier und Clemens Hellenthal von der Hilfsgruppe und Geld des Kaller Vereins nach Erbil und Mossul gereist. Von dort aus sei man zum Einkauf losgefahren und habe für relativ wenig Geld einen ganzen Sattelzug mit 57.000 Flaschen Wasser sowie einen Lkw voll mit Milch, Kinderwindeln, Schultafeln, Lehrmaterialien und Spielzeug günstig geordert und in die Flüchtlingslager gebracht. 1300 Kinder habe man dort unterstützt.

Die Bilanz der von der Hilfsgruppe Eifel unterstützten Flüchtlingshilfe von Karwan Mohammed kann sich sehen lassen. In sechs Jahren hat er zehn Lkw-Transporte mit 107 Tonnen Hilfsgüter in die Region Erbil organisiert, wo die Hilfsgruppe und Karwan Mohammed mit der kurdischen Hilfsorganisation „Barzani Charity Foundation“ (BCF) zusammenarbeiten.

Um die Flüchtlinge im Lager Mossul mit Trinkwasser zu versorgen, hatten die Vertreter der Hilfsgruppe einen ganzen Sattelschlepper mit 57.000 Flaschen Wasser geordert, die Klemens Hellenthal und Karwan Mohammed vor Ort verteilten.

Auch mit dem Gesundheitsministerium seiner Heimat steht Mohammed in ständiger Verbindung. Unzählige gut erhaltene Krankenhausbetten , Einrichtungen für Altenpflegeheime, medizinische Geräte und über 1500 Rollstühle und Rollatoren, die besonders dringend benötigt werden, sind in den sechs Jahren aus der Eifel nach Erbil gebracht worden.

In einem Kommerner Altenpflegeheim laden die fleißigen Flüchtlingshelfer gut erhaltenes Mobiliar ein, das mit einem späteren Hilfstransport in die Flüchtlingslager nach Erbil gebracht werden.

Unterstützung durch gut erhaltene Kranken- und Pflegematerialien bekomme er von Krankenhäusern und Altenpflegeheime aus der Region und auch von außerhalb des Kreises Euskirchen. Beim jüngsten Transport seien 15 Tonnen Krankenhausbetten, elektrische Krankenstühle, 120 Rollstühle und wichtige medizinisches Geräte für eine Klinik für leukämiekranke Kinder nach Erbil gebracht worden. „Die Leute sind dort sehr dankbar“, berichtet Karwan Mohammed.

Hilfsgruppen-Aktivist Thomas Tampier (2.v.l.) mit Kindern im Flüchtlingslager in Mossul.

Bei den Hilfstransporten in die kurdischen Flüchtlingsgebiete wurden Karwan Mohammed  und die Mitglieder der Hilfsgruppe stets vom Gesundheitsminister Dr. Rekawt Hamarashid empfangen.  Und auch der  Bürgermeister von Erbil ist der Hilfsgruppe Eifel überaus dankbar. In Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen in der Region Erbil ist das Logo der Hilfsgruppe inzwischen allgegenwärtig.

Einen ganz wichtigen Hilfstransport erledigte der Euskirchener Geschäftsmann im Oktober 2019, als es darum ging, zwei schwer herzkranken Kindern im Nordirak das Leben zu retten. Hilfsgruppen-Vorsitzender Willi Greuel: „Wir haben in Münster spontan für die Kinder  neue Herzklappen gekauft“. Diese habe Karwan selbst und auf eigene Kosten in einem Spezialkoffer mit dem Flugzeug nach Erbil gebracht, wo die Kinder von zwei Herzchirurgen der Bonner Kinderklinik  erfolgreich operiert worden seien.

Hilfsgruppen-Vorsitzender Willi Greuel (2.v.l.) am Donnerstag beim Monatsstammtisch mit den wackeren Flüchtlingshelfern Thomas Tampier (links), Karwan Mohammed (2.v.r.) und Klemens Hellenthal, die in den letzten Jahren 110 Tonnen Hilfsgüter in die Flüchtlingsgebiete in den Regionen Erbil und Mossul im Nordirak gebracht haben.

„Ohne die von uns gespendeten Herzklappen hätten die Kinder keine Chance auf Überleben gehabt. Schön, dass wir ihnen helfen konnten“, so Willi Greuel.

Bis in die tiefe Nacht hinein montierten die Flüchtlingshelfer aus der Eifel neue Tafeln in der Schule von Erbil. Foto: Hilfsgruppe Eifel

Betten für eine Klinik in der in Erbil leukämiekranke Kinder behandelt werden.

(Text: Reiner Züll – Fotos: Karwan Mohammed/Reiner Züll))